Roman Flügel ist wohl schlechthin eines der prägenden Persönlichkeiten der elektronischen Musikszene und immer wieder ein gern gesehener Gast im Goethebunker. Seit 20 Jahren verzaubert uns der Frankfurter mit seiner Musik unter diversen Pseudonymen auf unzähligen Labels und wenn man denkt, man hätte schon alles von Ihm gehört, irrt man sich gewaltig. Genau dies ist der Fall mit seinem zweiten Album „Happines is Happening“, welches Anfang September auf Dial Records erschienen ist. Roman zeigt mal wieder mit welch einer Leichtigkeit er an seine Musik herangeht und schwer in eine Schublade zu stecken ist. Und genau das lieben wir an Ihm. Ahmet Sisman hat mit Ihm ein kurzes Interview geführt.
Hallo Roman, du hast ja jetzt schon mehrere Male im Goethebunker gespielt. Was macht aus deiner Sicht den Laden so besonders?
Ein Bunker ist zunächst mal per se speziell. Aber ich mag am Goethebunker vor allem, dass man spürt, wie viel Herzblut jemand in diesen Ort investiert hat. Kombiniert mit der guten Stimmung, die die Gäste immer mitbringen, macht es einfach Spaß dort zu spielen.
Anfang September ist dein neues Album „Happiness is Happening „ auf Dial Records erschienen. Ich habe mir das Album mal in voller Länge angehört und muss sagen, dass ich ziemlich überrascht und gleichermaßen fasziniert bin. Das ist ja mal eine ganz neue Seite von dir oder ich kenne sie in dieser Art und Weise noch nicht. Steckt dahinter ein gewisses Konzept oder bist du einfach nach Lust und Laune an dieses Album herangegangen?
Wie eigentlich bei jedem meiner Alben habe ich wieder mal kein reines Club Album gemacht. Meine Musik soll zunächst mal individuell von mir stammen und damit möglichst unverwechselbar sein. Mich über einen klar definierten Stil innerhalb der Genre-Pole House und Techno künstlerisch zu beschränken, liegt mir offensichtlich nicht. Ich lasse mich von unterschiedlichsten Musikstilen und Epochen beeinflussen, aber nach Lust und Laune, somit irgendwie zufällig, ist das nicht. Ich weiß schon, wo ich am Ende hin will.
Vorhören: www.soundcloud.com/roman-fluegel/sets/happiness-is-happening
Mal eine Nerd-Frage: Ich habe mir deinen Groove-Artikel durchgelesen und mir dein Studio-Setup angeschaut. Da bin ich doch ein wenig verwirrt, dass du z.b. keinen Moog-Synthesizer im Studio hast oder einen Juno 106. Gibt es dafür einen besonderen Grund?
Nein, mein Studio Setup umfasst 20 Jahre Produktionsgeschichte. Und da ich nie etwas verkauft habe, hat sich so einiges angesammelt. Das Ganze ist irgendwie gewachsen, aber ich hatte nie das Gefühl, nur weil der Juno 106 in vielen Techno Tracks eine Rolle spielt, brauche ich den auch. Das war vielleicht nur ganz am Anfang mal so, da wollte ich tatsächlich unbedingt eine Original Roland TB-303. Mit der Zeit habe ich mich entspannt und könnte heute, glaube ich, mit fast allen Mitteln Musik machen.
Hast du jemals daran gedacht Filmmusik zu produzieren? Hat sich solch eine Möglichkeit schon mal ergeben?
Ich könnte mir das schon vorstellen, aber es hat in dieser Richtung noch nie ein interessantes Angebot gegeben.
Du bist ja schon einige Jahre dabei. Welcher Act oder DJ fasziniert dich immer noch?
Auf der einen Seite finde ich es schon beeindruckend zu sehen, dass jemand wie Sven Väth immer noch dieses Pensum durchhält. Wichtig ist, aber auch mal die andere Seite zu sehen: Clubs wie das Robert Johnson zum Beispiel. Seit 15 Jahren geöffnet und immer noch angetrieben, interessantes zu bieten. Ein Vertrieb wie Kompakt, schon seit 20 Jahren am Start. Ich habe aber auch Spaß an einer Generation junger DJs wie z.B Orson Wells, Benedikt Frey oder Oliver Hafenbauer.
Ich bin gerade auf einem 90er Trip dank Arte TV. Mit was assoziierst du die 90er Jahre? Ist diese Ära wieder Hip, insbesondere was die Tanzmusik angeht?
Klar, alles kommt wieder! Musik und Mode nährt sich schon immer von vergangenen Epochen. Die 90er hatten vor allem Baggy Klamotten, die Frauen ‚bauchfrei‘, Karo Hemden, Grunge, Trance versus Deep House … keine Ahnung. Ein Jahrzehnt ist meistens vielfältiger, als die Mode, die sich später darauf bezieht. Heute lässt sich dank des Internets alles blitzschnell aufrufen, Stile werden einfach dank des riesigen Archivs noch einfacher kopiert. Irgendwie praktisch, aber auch etwas öde. Hoffentlich tritt man nicht irgendwann total auf der Stelle, weil sich ab den Nullerjahren nicht mehr wirklich was bewegt hat.
Wenn du mal nicht auf Tour bist oder keine Lust hast im Studio rumzusitzen, was macht Herr Flügel so in seiner freien Zeit?
Kommt nicht oft vor, aber ich versuche abzuschalten. Früh schlafen, früh aufstehen, die Ohren entspannen. Alles andere bleibt privat.
„Happiness is Happening“ ist am 1. September auf Dial Records erschienen.
Interview Ahmet Sisman
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